Universalitätsanspruch respektbasierter Toleranz : Überlegungen zu den Toleranzansätzen von Rainer Forst und Bernd Simon
Der vorliegende Text untersucht die Berechtigung der von den respektbasierten Toleranzansätzen Rainer Forsts und Bernd Simons erhobenen Ansprüche auf universelle Gültigkeit und Anwendbarkeit. Dabei wird herausgestellt, dass diese in ihrer Art grundlegend verschieden sind: Während Forst, indem er die Verpflichtung zur reziproken und allgemeinen Rechtfertigung zu einem kategorischen Imperativ erklärt, einen klassischen moralischen Universalitätsanspruch in Kantischer Tradition stellt, beruht Simons Postulat, das ›Ablehnung-Respekt-Modell‹ sei unabhängig von weltanschaulichen oder kulturellen Kontexten anwendbar und gültig, auf der empirisch fundierten Überzeugung, die Selbstkategorisierungsprozesse, die der Entstehung von Toleranz zugrunde liegen, liefen bei allen Menschen ähnlich ab. Forsts moralischer Universalitätsanspruch scheitert an der mangelnden Begründbarkeit des Rechts auf Rechtfertigung, das das Fundamentum inconcussum seiner konstruktivistischen Moralphilosophie bildet. Inwiefern Simons anders gelagerte Art des ›Universalitätsanspruchs‹ tragfähig ist, hängt von der Art und Weise ab, wie der für seinen Ansatz zentrale Respektbegriff interpretiert wird.
The present text examines the legitimacy of the claims to universal validity and applicability put forward by the respect-based approaches to tolerance developed by Rainer Forst and Bernd Simon. It highlights that these claims differ fundamentally in nature: While Forst, by declaring the obligation to reciprocal and general justification a categorical imperative, articulates a classical moral claim to universality in the Kantian tradition, Simon’s postulate – that the ›disapproval-respect model‹ is valid and applicable independently of ideological or cultural contexts – is based on the empirically grounded conviction that the self-categorization processes underlying the emergence of tolerance function similarly across all human beings. Forst’s moral claim to universality fails due to the lack of a justifiable foundation for the right to justification, which forms the fundamentum inconcussum of his constructivist moral philosophy. Whether Simon’s differently grounded form of ›universal claim‹ is viable depends on how the central concept of respect within his approach is interpreted.
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Die Schwierigkeit und Möglichkeit von Toleranz
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