Umbrüche, Kontaktzonen, Eigenlogiken : zum Wandel in einer ostholsteinischen Kleinstadt unter dem Einfluss der Bundeswehr. Das Beispiel Lütjenburg.
Ausgehend von der Annahme, dass auch Städten aufgrund biografischer Prägekräfte Mentalitäten, Deutungsmuster, Praktiken und Lebensstilformen eingeschrieben sind, untersucht die vorliegende Arbeit das Werden und Wachsen einer Garnisonstadt. Die Verfasserin kombiniert dazu die Forschungsfelder Kleinstadt und Militär und fragt danach, was es für eine kleine, ländlich geprägte Stadt bedeutet, wenn sie über einen Zeitraum von fünfzig Jahren mit und von der Bundeswehr lebt. Am Beispiel der im Kreis Plön gelegenen ostholsteinischen Kleinstadt Lütjenburg wird untersucht, wie sich deren Transformation zur selbsternannten „Garnisonsstadt mit Herz“ vollzogen hat und wie sich dieser Wandel in unterschiedlichen Formaten der Repräsentation und biografischer Erinnerung eingeschrieben hat. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive befragt die Arbeit nicht nur das Agieren von Individuum und Kollektiv in der sich wandelnden sozialen Grammatik der Kleinstadt, sondern erforscht auch das identitätsstrukturierende Beziehungsgeflecht zwischen Mensch und Raum. Die Verfasserin untersucht, welche stadträumlich-geografischen, architektonischen, politisch-ökonomischen und soziokulturellen Veränderungen den Transformationsprozess begleiteten und rekonstruiert zudem die symbolische Codierung durch die Akteure. Der Fokus richtet sich sowohl auf das Militär im gesamtgesellschaftlichen Kontext, als auch auf die Prägekräfte von Militärkultur auf primär nicht militärische Teile des Alltagslebens und geht der Frage nach, ob sich jenseits des Materiellen auch kulturelle Transferleistungen nachweisen lassen, die sich langfristig in Habitus, Mentalität oder performativen Praxen eingeschrieben haben. Beide Themen – Kleinstadt wie Bundeswehr – eint deren Nischendasein in den Kulturwissenschaften, weshalb hier relativ unbeachtet gebliebene Felder gesellschaftlicher Wirklichkeit in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden.
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