Philosophenpräsidenten? : Roosevelt, Taft und Wilson als Intellektuelle

Richard Hofstadter hat Anti-Intellektualismus als strukturelles Merkmal der amerikanischen Politik seit jeher definiert. Diese historische Regel bestätigen wichtige Ausnahmen, zu denen die Progressive Era gehört. Am Anfang des 20. Jahrhunderts nämlich reüssierte vielmehr Intellektualismus. Selbst, ja gerade die ansonsten so unterschiedlichen Präsidenten Roosevelt, Taft und Wilson verband seinerzeit etwas Wesentliches: Sie verstanden und präsentierten sich jeweils als Intellektuelle, deren besonderer Fertigkeiten das politische System bedürfe – namentlich einer wissenschaftlichen Haltung und Expertise, mit der die Vereinigten Staaten führend die Moderne gestalten sollten (ob nun mit Blick auf Evolutionstheorie, Jurisprudenz oder Politikwissenschaft). So bedienten sie eine fortschrittsfreudige Erwartungshaltung und schufen sie zugleich: nämlich daß in einer von vielen Zeitgenossen als dysfunktional betrachteten Massendemokratie endlich eine wahre Herrschaft des – rationalen – Geistes einsetzen könne. Philosophenkönige zu Präsidenten zu machen, war unter diesen Umständen ein attraktives Angebot.

Richard Hofstadter has defined anti-intellectualism as a structural feature of American politics since its inception. This rule is confirmed by important exceptions, including the Progressive Era at the beginning of the 20th century, when intellectualism prevailed instead. For all their apparent differences, presidents Roosevelt, Taft, and Wilson had something essential in common at that time: They each understood and presented themselves as intellectuals whose particular skills were needed by the political system, namely a scientific attitude and expertise with which the United States would lead the way in shaping modernity (whether with regard to evolutionary theory, jurisprudence, or political science). In this way, they fed the expectation of progress and at the same time created the hope that a true rule of the – rational – mind could finally be established. This responded to growing concerns about mass democracy,which many contemporaries regarded as dysfunctional. Thus the ground was fertile for philosopher kings to become presidents.

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