Krisen und Bewältigungsstrategien im Einzelhandel
Die vorliegende Veröffentlichung erfasst aktuelle Diskussionen zur Geographischen Handelsforschung in Deutschland, die vielfältigen Anwendungsbezügen unterliegen und Verweise zu Politik, Planung, Einzelhandelspraxis, zu lokalen Akteursgruppen und deren Gestaltungswünschen eröffnen. Es ist vor allem die Vielfalt parallel verlaufender slow burn und fast burn-Krisen und damit verbundener wirtschaftlicher und sozialer Herausforderungen, die es für die Wissenschaft einzuordnen gilt, um hieraus praktizierbare „Lösungen“ für Anwender in ihren kontextualen Eigenheiten zu formulieren. Allein die Diskussion um Krisen, was eine Krise ausmacht, wie sie verläuft, welche Varianten existieren, welche Antworten hierauf von wem zu finden sind und wie nachhaltig diese Antworten sein können, hat ein eigenes Wissenschaftsfeld eröffnet. Es ist dabei ausdrücklich Zufall, dass sich fünf Artikel dieses Bandes auf Entwicklungen des innerstädtischen Einzelhandels beziehen, dessen Aufmerksamkeit infolge von Corona-Pandemie, Kaufhausschließungen, downgrading von Fußgängerzonen und Immobilienverfall ungebrochen ist. Beiträge zum Problemfeld Lebensmittelverschwendung und Auswirkungen des Ukrainekriegs seit 2022 erweitern die Perspektiven, krisenhafte Entwicklungen von Einzelhandel im Spagat kleinräumiger Untersuchungen zu food waste oder kriegsbedingter Zerstörung von Versorgungsinfrastruktur und hieraus bedingter globaler Konsequenzen wie Ressourcenverschwendung oder Vernichtung von Lebensmitteln als Kriegswaffe zu identifizieren. Einzelhandel ist ein lebendes System, das immer wieder neuen Herausforderungen unterworden ist. Dass Einzelhandelsforschung auch Bestandteil menschengemachter hazard-Untersuchungen wie im Fall des Ukraine-Kriegs werden kann, war zumindest aus eurozentrischer Perspektive bis vor kurzem unvorstellbar.
This publication covers current discussions on geographical retail research in Germany, which are subject to a variety of application references and open up links to politics, planning, retail practice, local stakeholder groups and their design wishes. Above all, it is the variety of parallel slow burn and fast burn crises and the associated economic and social challenges that need to be categorized by science in order to formulate practicable “solutions” for users in their contextual peculiarities. The discussion about crises alone, what constitutes a crisis, how it develops, which variants exist, which answers can be found by whom and how sustainable these answers can be, has opened up a field of science in its own right. It is expressly a coincidence that five articles in this volume refer to developments in inner-city retail, which is attracting unbroken attention as a result of the coronavirus pandemic, department store closures, the downgrading of pedestrian zones and real estate decay. Contributions on the problem area of food waste and the effects of the Ukraine war since 2022 broaden the perspectives for identifying crisis-prone developments in retail in the balancing act of small-scale studies on food waste or war-related destruction of supply infrastructure and the resulting global consequences such as waste of resources or destruction of food as a weapon of war. Retail is not just a collection of properties and locations, but a living system that is constantly subject to new challenges. The fact that retail research can also become part of man-made hazard investigations, as in the case of the Ukraine war, was unimaginable, at least from a Eurocentric perspective, until recently.
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