Das Christkind und der Kaiser : Überlegungen zum Bordesholmer Altar

Thomas Sternberg vertritt in seinem Aufsatz Das Christkind von Bordesholm die These, dass die Christkindfigur, die sich im Tabernakel der Bordesholmer Predella befindet, ursprünglich als Symbol für die sonst auf dem Retabel fehlende Darstellung der Menschwerdung Christi dort aufgestellt wurde. Diese Deutung ist zu verwerfen, wie die Bedeutung des Fronleichnamsfestes in Bordesholm und die zahlreichen spätmittelalterlichen Sakramentsschränke zeigen. Die Herstellung von Christusfiguren war um 1500 beliebt und weit verbreitet. Es gibt jedoch keine Belege für ihre Aufstellung in sakramentalen Tabernakeln. In seiner Interpretation der beiden Säulenfiguren, die den Altar begleiten, verweist Thomas Sternberg auf die Hypothese, dass es sich um die berühmte Szene aus der Goldenen Legende handelt, in der die tiburtinische Sibylle dem Kaiser Augustus die Geburt Christi ankündigt. Damit soll die ansonsten nicht belegte Annahme gerechtfertigt werden, dass Augustus als Friedensfürst und Altarstifter eine Vorbildwirkung auf Friedrich hatte. Die neuere Forschung lehnt die Augustus-Version aus guten Gründen ab. Die umfassendere Deutung, dass die prophezeiende Sibylle das christliche Weltbild an König Salomo annähern will, lässt Sternberg nicht gelten.

In his essay The Christ Child of Bordesholm (DasChristkind von Bordesholm), Thomas Sternberg argues that the Christ Child figure, which is located in the tabernacle of the Bordesholm Predella, was originally placed there as a symbol of the depiction of the incarnation of Christ that is otherwise missing on the reredos. This interpretation should be rejected as evidenced by the importance of the Feast of Corpus Christi in Bordesholm and the numerous late medieval sacrament cabinets. The production of Christ figures was popular and widespread around 1500. However, there is no evidence of their placement in sacramental tabernacles. In his interpretation of the two column figures that accompany the altar, Thomas Sternberg refers to the hypothesis that this is the famous scene from The Golden Legend, in which the Tiburtine Sibyl announced the birth of Christ to the Emporer Augustus. This is intended to justify the otherwise unsubstantiated assumption that Augustus, as Prince of Peace and altar founder, had an exemplary effect on Fredrick. Recent research rejects the Augustus version for good reasons. Sternberg does not acknowledge the more comprehensive interpretation that the prophesying Sibyl wants to bring the Christian worldview closer to King Solomon.

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