Querungshilfen als Berührungspunkte zwischen Gehen und Fahren : Eine Betrachtung aus Sicht der mobility studies

Die Gestaltung unserer Straßen drängt den Fußverkehr auf die Restflächen zwischen Bebauung und Fahrbahn. Dies hat zur Folge, dass Fußwege immer wieder für den durchgehenden Autoverkehr unterbrochen und Fußgänger*innen damit im automobilen System strukturell benachteiligt werden. Davon ausgehend untersucht die Arbeit wo und weshalb Bewegungen von Fußgänger*innen beim Queren unfreiwillig unterbrochen und damit Stillstände erzeugt werden. Dies folgt dem Konzept der Friktion als Ansatz der mobility studies. Zur Betrachtung dieser Friktionen wurde die mobile Methode der Video-Ethnographie auf Fußgänger*innen angewandt. Acht Proband*innen wurden mit einer Action-Kamera an der Stirn ausgestattet und sollten einige ihrer alltäglichen Fußwege aufnehmen. Das Videomaterial war jeweils die Grundlage für ein qualitatives Interview. Die Kombination von Video-Ethnographie und Interview ermöglicht Innenperspektiven auf ansonsten flüchtige Situationen. Die Erfahrungen einzelner Personen werden durch Beobachtungen an sechs Standorten mit unterschiedlichen Querungshilfen ergänzt.

Die Auswertung der Untersuchungen zeigt, dass auch an Querungshilfen explizit für den Fußverkehr Friktionen bestehen, die die Fortbewegung zu Fuß einschränken. Dennoch reduzieren alle Querungshilfen im Vergleich zur Umgebung die Friktionen einer Querung – mit Ausnahme von Ampeln. Allerdings schaffen nur für den Fußverkehr bevorrechtigte Querungshilfen durchgängige und störungsarme Wege. Hier werden lediglich Zebrastreifen als einzige Querungshilfe mit eindeutigem Vortritt wahrgenommen und von anderen Verkehrsteilnehmer*innen am zuverlässigsten respektiert. Da alle Querungshilfen Friktionen reduzieren, ist es weniger bedeutsam, welche Querungshilfen angeboten werden, als dass dies flächendeckend geschieht. ...

 

The design of our streets forces pedestrians into the remaining spaces between buildings and roadways. As a result, footpaths are repeatedly interrupted for traffic to go through. Thus, pedestrians are structurally disadvantaged in the traffic system dominated by cars. The thesis therefore investigates where and why movements of pedestrians are involuntarily interrupted when crossing, thus creating standstill for pedestrians. This follows the concept of friction as an approach of mobility studies.To study these frictions, the mobile method of video ethnography was applied to pedestrians. Eight subjects were equipped with an action camera and were asked to record some of their everyday walks. Based on the videos, qualitative interviews were conducted. The combination of video ethnography and interview provides valuable inside perspectives on otherwise volatile situations. The individual experiences of the subjects are further augmented by observations at six locations with different types of pedestrian crossings.

Analysis of the research shows that even at pedestrian crossings with a right of way, there are frictions that limit movement on foot. Nevertheless, all pedestrian crossings except for traffic lights reduce the friction of a crossing in comparison to the surrounding street. However, only pedestrian crossings with priority for pedestrians create continuous and low-disturbance routes. Zebra crossings are perceived as the only pedestrian crossing with a clear right of way and are most reliably respected by other road users. However, since all pedestrian crossings reduce friction, it is less important which pedestrian crossings are offered than that they are widespread throughout the area.Due to a wide variety of path relationships, a dense arrangement of pedestrian crossings in central urban settlement areas is necessary to strengthen pedestrian traffic in a traffic system dominated by cars and enable low-disturbance footpath networks. ...

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Zeyn, T., 2024. Querungshilfen als Berührungspunkte zwischen Gehen und Fahren: Eine Betrachtung aus Sicht der mobility studies, Kieler Studien zur Stadt- und Regionalentwicklung. Geographisches Institut, Kiel.
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