»Zum Heil des Vaterlandes und zum Nutzen von Kunst und Wissenschaft« : Glückwünsche aus Kiel nach Zagreb aus Anlass der dortigen Universitätsgründung 1874
Zum 150. Jubiläum der Universitätsgründung in Zagreb 1874 untersucht der Beitrag die Glückwünsche, die von der Universität Kiel nach Kroatien gesandt wurden. Auf Grundlage archivalischer Quellen wird rekonstruiert, wie das Kieler Rektorat und Professorenkollegium die Einladung zur Eröffnungsfeier erhielten, diskutierten und schließlich ein lateinisches Glückwunschschreiben verfassten. Die Analyse zeigt nicht nur Missverständnisse über Sprache und Adressierung, sondern auch den hohen Stellenwert des Lateinischen als neutrale lingua franca im wissenschaftlichen Austausch. Inhaltlich spiegelt das Kieler Schreiben die Doppelfunktion der Universitätsgründung: Sie sollte gleichermaßen dem »Heil des Vaterlandes« wie dem »Nutzen von Kunst und Wissenschaft« dienen. Damit treten sowohl die Rolle der Universität für die kroatische Nationsbildung als auch ihre Eingebundenheit in den Rahmen der Habsburgermonarchie hervor. Zugleich eröffnet der Vergleich mit der Kieler Universitäts- und Seminargeschichte neue Perspektiven auf die parallele Entwicklung von Wissenschaft und nationaler Identität in Mitteleuropa des 19. Jahrhunderts.
On the occasion of the 150th anniversary of the University of Zagreb’s foundation in 1874, this article examines the congratulatory message sent from the University of Kiel. Drawing on archival sources, it reconstructs how Kiel’s rectorate and faculty received the invitation to the opening ceremony, deliberated, and eventually composed a congratulatory letter in Latin. The study highlights linguistic misunderstandings concerning address and terminology, as well as the prominent role of Latin as a neutral lingua franca in academic communication. The Kiel message emphasized the dual purpose of the new university: to serve both the »salvation of the fatherland« and the »benefit of art and science.« This reflects the institution’s role in Croatian nation-building while remaining embedded within the Habsburg Monarchy. A comparison with Kiel’s own university and seminar traditions further illustrates the intertwined development of scholarship and national identity in 19th-century Central Europe.
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