Der Streit um die Eiderstedter Täufer in der konfessionellen Dichtung von Anna Ovena Hoyers (1584–1655) : Das Schreiben an die Gemeyn im Land Holstein (1642) als Aufruf zu innerchristlicher Duldsamkeit
Der Artikel untersucht Anna Ovena Hoyers' Schreiben an die Gemeyn im Land Holstein (1642) vor dem Hintergrund des Davidjoristen-Prozesses in Eiderstedt als Beispiel für die thematische Darstellung innerchristlicher Toleranz in der konfessionellen Dichtung des 17. Jahrhunderts. Die Studie konzentriert sich auf die Analyse der Argumente, mit denen Hoyers trotz ihrer klaren antikonfessionellen Haltung für Toleranz eintritt und sich gegen die Verfolgung von als heterodox geltenden konfessionellen Gruppen wie den Davidjoristen ausspricht. Eine kontextualisierte Analyse des Textes zeigt Hoyers' Eintreten für die Trennung von geistlicher und weltlicher Macht, untermauert durch biblische Bezüge, eschatologische Ideen und eine Kritik an der kirchlichen Dogmatik. Diese Perspektive wird durch die Förderung der individuellen Autonomie im Glauben, verankert in den Prinzipien der christlichen Tugendhaftigkeit, weiter untermauert. Ihre Schriften können als literarisches Zeugnis für frühneuzeitliche Diskurse über Toleranz angesehen werden, die darauf abzielten, konfessionelle Konflikte nicht durch Abgrenzung, sondern durch eine christlich motivierte Friedensethik zu lösen. Der Aufsatz leistet auch einen Beitrag zur Neubewertung weiblicher Autorschaft und poetischer Texte in den konfessionellen Konflikten der Frühen Neuzeit. Darüber hinaus wird Hoyers in ein Verhältnis zu David Joris gesetzt, unter Bezugnahme auf dessen Schrift Hoort die stemme des Heeren (1536), um einen weiteren Beitrag zur konfessionellen Einordnung Hoyers zu leisten.
The article examines Anna Ovena Hoyers’ Schreiben an die Gemeyn im Land Holstein (1642) against the background of the Davidjorist trial in Eiderstedt as an example of the thematic representation of inner-Christian toleration in confessional poetry in the 17th century. The study focuses on the analysis of the arguments Hoyers uses to argue in favour of toleration despite her clear anti-confessional positioning, and to speak out against the persecution of denominational groups considered heterodox, such as the Davidjorists. A contextualised analysis of the text reveals Hoyers’ advocacy for the separation of spiritual and secular power, underpinned by biblical references, eschatological ideas, and a critique of ecclesiastical dogmatics. This perspective is further supported by the promotion of individual autonomy in faith, anchored in the principles of the Christian virtuous lifestyle. Her writing can be regarded as a literary testimony to early modern discourses on toleration, which sought to resolve denominational conflicts not through demarcation, but through a Christian-motivated ethic of peace. The essay also makes a contribution to the re-evaluation of female authorship and poetic texts in the denominational conflicts of the early modern period. Furthermore, Hoyers is placed in relation to David Joris with reference to the latter’s writing Hoort die stemme des Heeren (1536) in order to make a further contribution to Hoyers’ confessional categorisation.
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