Sexualität und Diversifizierung sexueller Lebenswelten und Identitäten im Migrationskontext

Mit Überschriften werden in der Regel wichtige Botschaften des nachfolgenden Textes verbunden So auch in diesem Überblicksartikel, der den ersten Teil des Handbuchtitels „Sexualität und Gender“ unter dem besonderen Aspekt der Migration beleuchtet und systematisiert. Diversifizierung meint in diesem Zusammenhang Deregulierung, Ausdifferenzierung, Vervielfältigung aller Teilaspekte, die sowohl im Alltagssprachgebrauch als auch in der Sexualwissenschaft mit einem weiten Verständnis von Sexualität verbunden werden. Gemeint ist die Deregulierung vermeintlich natürlicher oder bisher kulturell dominanter Muster des sexuellen Denkens, Fühlens und Verhaltens, also der gesamten sexuellen Sphäre. Dazu zählt auch die Ausdifferenzierung der Geschlechtervorstellungen, sexuellen Orientierungen und Praktiken wie auch die Vervielfältigung von Intimbeziehungen. Der Begriff der Lebenswelten steht für die gewachsene Pluralität sozial zugeschriebener, erworbener und auch selbstgewählter menschlicher Lebenslagen und Milieukontexte einschließlich ihrer subjektiven Deutungen, die sich selbstverständlich auch auf die darin gelebte Sexualität auswirkt. Die damit zusammenhängenden Selbstverständnisse einzelner Menschen oder Gruppen, die sich immer aus schicksalhaft gegebenen, zugeschriebenen und selbstgewählten Selbstbeschreibungen zusammensetzen, können mit dem Begriff der sexuellen Identität bzw. Identitäten gekennzeichnet werden in Analogie zu anderen Segmenten individueller Gesamtidentität, etwa der körperlichen, politischen oder beruflichen Identität.

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